Aktuelle Produktionen

Der vergessene Krieg

oder

Selten wohl hat eine Kirche so viel Blut gesehen

Der Sieg Preußens und seiner Verbündeten im Französischen Krieg von 1870–1871 ermöglichte die Gründung eines geeinten deutschen Reiches am 1. Januar 1871. War die Krönung des Preußenkönigs Wilhelm I. zum ersten Deutschen Kaiser wenige Tage später in Versailles ein formeller Akt, ist die Neuordnung der Machtverhältnisse in Europa zugunsten Deutschlands das Ergebnis einer acht Jahre und zwei Kriege (gegen Dänemark und Österreich 1864 und 1866) währenden schmutzigen, machtgierigen Hinterzimmerdiplomatie um Bismarck. Frankreich wurde zu gewaltigen Kriegsentschädigungen verpflichtet und der Kontrakt mit dem Blut von 417.000 toten deutschen und französischen Soldaten unterschrieben, sodass der „Friede von Frankfurt“ vom 10. Mai 1871 einem möglichen nächsten Krieg nicht alle Hoffnung nahm … 

Warum heute, gut 150 Jahre nach dieser gewaltigen geschichtlichen Zäsur der Französische Krieg vergessen ist und Europa nach wie vor unter Waffen steht, erklären wir Ihnen gerne: Kein Frieden taugt, wenn die Nachgeborenen mit dem Genuss des Sieges und der Schmach einer Niederlage leben! 

Wir besuchen mit Ihnen beispielsweise die Sedanfeier am 1. September 1880 in der Königlichen Hofoper zu Dresden, diskutieren mit der glühenden Feministin Louise Otto Peters über reine Männerfragen, kehren ein in der Otto-Mühle, um bei gutem Starkbier die Geschichten unserer Helden von Gravelotte zu lauschen, diskutieren mit Richard Wagner über den Sinn eines Siegeropus’, besuchen eine thematisch wunderbar passende Geschichtsstunde an einem Gymnasium, begleiten grüne deutsche Politiker in die Ukraine und und und … 

Erleben Sie diesen unglaublichen, ehrlichen, traurigen wie grandios respektlos heiteren Spaziergang durch die deutsche Geschichtserinnerung als Hörspiel zum Zuschauen. 

 

Frei nach den Lebensblättern
von Dr. Karl Heinrich Needon (1806–1896), Teilnehmer am Deutsch-Französischen Krieg von 1870–1871.

 

Ein Hörspiel zum Zuschauen mit 
Herbert Fischer, Robby Langer und Moritz Töpfer

www.robbylanger.de

www.moritz-toepfer.de


Die Produktion konnte mit Unterstützung des
Amtes für Kultur- und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden und des Vereins DenkMalFort! e. V. realisiert werden.

… und werde Dich immer lieben!

… und werde Dich immer lieben! Dein Stjopa

Eine Reminiszenz an das größte Verbrechen Deutschlands im 20. Jahrhundert


Am 22. Juni 1941 fiel die deutsche Wehrmacht trotz Nichtangriffs- und Freundschaftspakts zwischen Hitler und Stalin in der Sowjetunion ein: dem „Unternehmen Barbarossa“ folgte ein vier Jahre währender, rassistisch motivierter Weltanschauungs- und Vernichtungskrieg, der allein auf sowjetischer Seite etwa 24 Millionen Tote forderte. 

Beredte Zeugen sind die noch vorhandenen sowjetischen Briefe von der Front, die bis heute vielfältig publiziert werden. In unserem Verständnis sind sie nicht weniger als ein Kulturgut, auch deshalb, weil ihre Schreiber, die oft nicht heimkehrten aus dem Krieg, auf diese Weise eine verstörende Lebendigkeit behalten haben: ihre Sehnsüchte, ihre Zuversicht, ihr Verzagen wie ihre Hoffnung – immer spiegelt sich das elementare Verlangen nach Leben, nach Frieden, nach einem baldigen Ende des Irrsinns dieses Krieges, der bald vaterländisch genannt wird.

Wir erinnern mit unserer szenischen Lesung „… und werde Dich immer lieben. Dein Stjopa“ an diese Barbarei:

Ljudmila Fjodorowna Mjasnikowa (1925–2017) erhielt 56 Frontbriefe von Stepan Dmitrijewitsch Lesjukow (1912–1943). Diese Post blieb ihr Lebensgeheimnis, warum, können wir nur vermuten. Ihre Kinder, Enkel und Urenkel fanden die Briefe beim Beräumen des Nachlasses. Sie können heute im Staatlichen Historischen Museum des Südurals in Tscheljabinsk eingesehen werden. 

Natürlich waren die Briefe Lesjukows nicht für die Öffentlichkeit geschrieben. Zur Wahrung seiner Persönlichkeitsrechte ist der Text „…und werde Dich immer lieben! Dein Stjopa“ über die Macht der ­Liebe, eine unmenschliche Zeit wie die des Großen Vaterländischen Krieges überleben zu können, eine freie künstlerische Schöpfung unter Verwendung von Motiven aus folgender Literatur:

Simonova, A., Demeshko, O. & Suchowilowa, O. (2016–2020): „Feldpost – Briefe von der Front 1941–1945“. — Darin: 56  Briefe von der Front (in Russisch); „Leben und Schicksal“ und „Dies Volk ist unsterblich“ von ­Wassili Grossman; „Ein Schriftsteller im Krieg · Wassili Grossman und die Rote Armee 1941–1945“ von Antony Beevor


Markward Herbert Fischer · Textfassung, Wort

Annette Richter · Spiel

Eine Kooperation mit dem Dresdner Chor „Slavica“ unter Leitung von Yewgeni Pankow. 


Wir danken:

Moritz Töpfer (Dresden) für seine Interpretation des Liedes „Жди меня“ (Wart’ auf mich) von Simonow / Blanter (1941) und dem Chor Intrada für seine Interpretation des Chorals „Любовь святая“ (Heilige Liebe) · Swiridow).

Die Produktion konnte mit Unterstützung des Amtes für Kultur- und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden und des Vereins DenkMalFort! e. V. realisiert werden.

Der böse Zahn

oder

 

Höchst Amüsantes aus den Aufzeichnungen des Melchior Adam Weikard, philosophischer und Leibarzt Katharinas der Großen

Teil 2 der Trilogie zu Katharina II. (1729–1796)


Melchior Adam Weikard (1742–1802), ein deutscher Mediziner mit Interessen für allerlei, war fünf Jahre lang Leibarzt von Zarin Katharina II – eine erschöpfende Verpflichtung, wie wir in seiner Lebensbeichte nachlesen können. 

Freuen Sie sich auf „Denkwürdigkeiten“ aus Zarskoje Selo, die er aus gutem Grunde erst „nach seinem Tode zu lesen“ zu lesen wünschte: Jedermann weiß, dass die Strafen der sagenumwobenen mächtigen Frau aus Russland ins Geld gehen konnten oder schlimmer …

 

Markward Herbert Fischer · Textfassung und Spiel
Annette Richter · Spiel

 

Die Premiere fand am 12.9.2021 an der Denkmalhalle in Freital-Döhlen statt.