Auf Friedhöfen zu Gast

Neun Rosen

Foto: Robert Jentzsch

Der neue FriedhofsspaziergangTeil 1:

„Der Geschmack von Ewigkeit“

Was für ein wunderbarer Fund, der uns schmunzeln und nachdenken lässt, lachen und weinen zugleich: 

Brunis Tage­buch, mit Weißstickerei verziert und auf dem Trödelmarkt für einen lächerlichen Euro erworben, gibt Auskunft über Menschen, an die wir uns nicht mehr erinnern, obwohl sie in unserem Leben eine Rolle spielten:

als Köchin beispielsweise, als Sparkassenangestellte, Kabarettistin, Busfahrerin, Journalistin, Designerin, IME, Hausfrau oder oder … 

Kein Grab, kein Stein mit ihrem Namen erinnert mehr an sie, nur die Fried­­hofsakte weiß, wer unter der grasbewachsenen Uneben­heit vergangen ist …


Eine Hommage an Menschen, die wir vergessen haben, weil sie Lehmann – Meier – Schulze hießen und mit denen auch nach ihrem Tod kein Staat mehr zu machen war, obwohl sie ihr bescheidenes Leben lang den Staat gemacht haben auf ihre Weise …

Text: Herbert Fischer
Gedichte: Anna Ritter (1865–1921)
Musik: Jürgen Magister

Es spielen
Heike Bittner · Jürgen Magister · Herbert Fischer (v. l. n. r.)

Lothars Wohnung 

Foto: Robert Jentzsch

oder 

„Was vom Leben übrig bleibt, kann alles weg“

Ein literarisch-­fotografisches Epos auf das Leben 

Wir haben uns eingerichtet in unseren vier Wänden, und doch ist es nur ein Zuhause auf Zeit. Was von uns bleibt, sind Gegenstände, in denen unser einstiges Leben gespeichert ist – Dinge, die wichtig waren, dass wir sie unserer kleinen Lebewelt erhalten haben, aber schon den eigenen Kindern gelten diese Landmarken unserer Biografie wenig, um einen mit Bedacht gewählten neuen Platz in deren Dasein zu bekommen: 

„Der Hochzeitsstrauß von Mama – aufheben oder … weg?“

„Lothars Wohnung“ oder „Was vom Leben übrig bleibt, kann alles weg“ erzählt lakonisch-heiter, dass ein Nachdenken darüber, wie mit den überkommenen Habseligkeiten Verstorbener umgegangen werden sollte, auch ein Nachdenken ist über die eigene Endlichkeit, und dass jeder Mensch tatsächlich vergangen ist, wenn niemand mehr an ihn denkt …

Nach den Büchern
„Lothars Wohnung“ von Christoph Schieder () und „Was vom Leben übrig bleibt, kann alles weg“ von Hans­-Jürgen Heinicke.

 

Spielfassung und Musik: Herbert Fischer 

Es spielen
Moritz Töpfer (Musik) · Herbert Fischer (v. l. n. r.)

Wie im Leben: Oma rief – Opa kam

Foto: Robert Jentzsch

Unglaubliche Todesanzeigen zum (Tot)lachen

Sicherlich – man kann seinen Lebensabend im „Abendrot“, einer günstigen, gleichwohl aber beliebten Residenz auf Zeit, auch anders verbringen als Herr Langer und Herr Fischer, aber deren tägliche Lektüre von Todesanzeigen ist ihnen zu einem Gesundbrunnen geworden, mehr noch: zu ihrem Lebensinhalt!

Mit augenzwinkerndem Staunen, mitunter perplex oder gar sprachlos, manchmal weinend, aber auch schallend lachend werden authentische Todesanzeigen vorgestellt, in denen von den Angehörigen Worte gewählt wurden, die Ausdruck ihres Schmerzes sind, ihrer Ratlosigkeit, aber auch des Humors, der Melancholie und (gar nicht so selten sogar!) der Erlösung der Betroffenen voneinander.

Nach den Büchern
„Aus die Maus“, „Wir sind unfassbar“ und „Ich mach mich vom Acker“ von Christian Sprang und Mathias Nölke, „Die K-Gedichte“ von Robert Gernhardt, „Laut und Luise“ von Ernst Jandl und „Vonne Endlichkait“ von Günter Grass

Spielfassung und Musik: Herbert Fischer 

Es spielen

Herbert Fischer · Robby Langer (v. l. n. r.)

Liebeszauber

Foto: Robert Jentzsch

oder

„Die sorgfältige Feigherzigkeit“

Ein romantisch-botanischer Friedhofsspaziergang 

1819 zog Ludwig Tieck (1773–1853), von seinen Apologeten als „König der Romantik“ unbeirrt gefeiert, nach Dresden, um sich hier in den nächsten 23 Jahre fleißig um die Hege und Pflege seines einstigen Ruhms als Mitbegründer einer neuen deutschen Literatur zu kümmern, vor allem aber der Herausgabe der Nachlässe bedeutender Dichter dieser Zeit wie Kleist, Novalis, Lenz oder auch der Schlegel’schen Übertragungen Shakespeare’scher Werke.

Und da es immer sympathisch ist, sich des Großen zu erinnern, erinnern wir des Kleinen aber auch: Der längst und zu recht vergessene Dresdner Dichter Otto Heinrich Graf von Loeben (1786–1825), eine Art lebende Schuhbürste im Tieck’schen Hausstand, lässt für Sie – bäumeguckend unter freiem Himmel – den berühmten literarischen Salon seines Meisters auferstehen und Sie die Wesenszüge der Schwarzen Romantik mit allen Sinnen genießen …

Nach der Novelle
„Liebeszauber“ von Ludwig Tieck und mit Gedichten von Otto Heinrich Graf von Loeben.

Spielfassung: Herbert Fischer 

Es spielt
Robby Langer, begleitet von illustren Gästen

Ein Stern namens Mama

Foto: Robert Jentzsch

Eine berührende, traurige und dennoch erlösend tröstliche Geschichte über das Leben.

Mama wird sterben. Bald. Aber sie hat Louise versprochen, ein Zeichen zu geben, wenn es soweit, „… damit wir uns voneinander verabschieden können. Und bis dahin, tja, wisst ihr, genießen wir die besseren Zeiten: Ich besuche Mama mit Papa und Oma und Opa, wann immer es geht, und wir reden über ihren Krebs! Wisst ihr, wir reden endlich über Mamas Krebs, niemand schweigt mehr, wenn ich frage, was Krebs ist, und die Erwachsenen tun nicht mehr wie früher, als wäre es nichts Ernstes und Mama würde schon bald wieder gesund. Wisst ihr, ich bin traurig, klar, so traurig, dass es ist, wie es ist, aber mir ist eine Last vom Herzen gefallen (Oma sagt das immer, und jetzt weiß ich, was sie damit meint)! Und jeden Tag habe ich neu Angst, dass Mama mir das Zeichen gibt, aber … ich fühle mich einfach nicht mehr wie früher, nicht mehr allein damit.

Da hält Mama meine Hand fester als sonst und flüstert:

Wenn wir sterben, mein Liebling, werden wir Sterne – sieh mal, dort oben: Ich werde immer da sein, in deinem Herzen und in deinen Gedanken.

Ich schaue in den Himmel, lange, und dann zu … Mami?“

Nach dem Buch
„Ein Stern namens Mama“ von Karen-Susan Fessel 

Spielfassung und Musik: Herbert Fischer 

Es spielen
Herbert Fischer · Heike Bittner · Christian Mögel · (v. l. n. r.)

Wer hat Gogols Schädel gestohlen

Foto: Robert Jentzsch

Kleine Kulturgeschichte des Todes im orthodoxen Russland · FriedhofsspaziergangTeil 1:

„Ewiges Leben für einen Rubel“

Am Neujahrsmorgen vor hundert Jahren ist im russischen Norden der Pilzsammler Iwan Petrowitsch berauscht und friedlich für immer eingeschlafen. Drei Tage lang, so will es die Tradition, hat die Gemeinde getrauert, aber nun muss der teure Tote endlich beerdigt werden – unmöglich, denn im Dörfchen herrschen minus 40 Grad!

Glücklicherweise sind Mascha, Mitja und Väterchen,
drei Friedhofsbettler, wie man sie so nur in Russland kennt und schätzt, zur Stelle …


Lernen Sie die russisch-orthodoxe Bestattungskultur kennen in ihrer tiefen, beeindruckenden Menschlichkeit auf dem Lebeort aller Russen, dem Friedhof!

Nach dem Buch
„Hier liegt Freund Puschkin – Spaziergänge auf russischen Friedhöfen“ von Tatjana Kuschtewskaja.

Text und Musik: Herbert Fischer

Es spielen
Annette Richter · Herbert Fischer · Christian Mögel (v. l. n. r.)

Wer hat Gogols Schädel gestohlen

Foto: Robert Jentzsch

Kleine Kulturgeschichte des Todes im orthodoxen
Russland · FriedhofsspaziergangTeil 2:

„Pilze suchen“ oder „Von der russischen Seele“

Es will die Tradition, dass die Trauergemeinde von Wologda, die den Pilzsammler Iwan Petrowitsch auf ungewöhnliche Weise unter die Erde brachte, sich auf den Tag genau ein Jahr später trifft und ihm nach guter russisch-orthodoxer Trauerkultur gedenkt: mit Freude und im Guten, auf dass seine arme Seele „in jenem Licht“, wie die Russen es zu sagen pflegen, sorgenfrei weiterlebt. 

Das Problem: Iwan Petrowisch Bitte, ihm zu Ehren am ersten Todestag ein Fliegenpilzragout zu kochen, mag man nicht nachkommen.

Glücklicherweise sind Mascha, Mitja und Väterchen,
drei Friedhofsbettler, wie man sie so nur in Russland kennt und schätzt, wiederum zur Stelle …


Lernen Sie die russisch-orthodoxe Bestattungskultur kennen in ihrer tiefen, beeindruckenden Menschlichkeit auf dem Lebeort aller Russen, dem Friedhof!

Nach den Büchern 
„Hier liegt Freund Puschkin – Spaziergänge auf russischen Friedhöfen“ von Tatjana Kuschtewskaja,

„Flügel des Lebens · Lyrik, Prosa, Briefe“ von Dmitrij Venevịtinov (1805–1827),

„Betrachtungen eines Pilzjägers“ von Wladimir Solouchin.

Text und Musik: Herbert Fischer

Es spielen
Annette Richter · Herbert Fischer · Christian Mögel (v. l. n. r.)

Wer hat Gogols Schädel gestohlen

Foto: Robert Jentzsch

Kleine Kulturgeschichte des Todes im orthodoxen
Russland · FriedhofsspaziergangTeil 3:

„Ostern feiern auf dem Friedhof“

Russen feiern gerne, Russen feiern viel, am liebsten aber feiern sie das wichtigste Fest des Jahres, Ostern nämlich, auf dem Friedhof: 

Schon Tage davor wird gekocht, gebacken und ausreichend Wein und Wodka gekauft, um am Ostersonntag auf (!) den geschmückten Gräbern der Ahnen ausgelassen zu essen, viel zu trinken, fröhlich zu singen und zu erzählen und so die Auferstehung Jesu zu feiern, aber auch – das danken wir der russisch-orthodoxen Friedhofstradition – von Oma und Opa und Onkel und Tante für einen Tag in den warmherzigen Geschichten über sie.

Undenkbar für einen deutschen Friedhof?

Nein, denn Mascha, Mitja und Väterchen, drei russische Friedhofsbettler, wie man sie so nur in ihrem Land kennt und schätzt, haben alles mitgebracht, was für die selige Auferstehung von Iwan Petrowitsch benötigt wird …


Lernen Sie die russisch-orthodoxe Bestattungskultur kennen in ihrer tiefen, beeindruckenden Menschlichkeit auf dem Lebeort aller Russen, dem Friedhof!

Nach den Büchern 
„Hier liegt Freund Puschkin – Spaziergänge auf russischen Friedhöfen“ von Tatjana Kuschtewskaja,

„In der Osternacht“ von Wladimir Korolenko (1853–1921).

Text und Musik: Herbert Fischer 

Es spielen
Annette Richter · Herbert Fischer · Christian Mögel (v. l. n. r.)

Die besten Beerdigungen der Welt

Illustration: Eva Eriksson · Fotos: Cornelia Borkert

Für Menschenkinder jeden Alters, die zwei Augen haben, zwei Ohren und ein großes Herz

Ihr müsst wissen: Ester ist meine große Schwester und ich habe sie lieb, auch wenn sie eben eine tote Hummel gefunden hat.

Eine tote Hummel!

Deshalb will Ester ein Beerdigungsinstitut gründen: „Für alle toten Tiere, die sonst keiner beachtet“, sagt sie, „wollen wir die besten Beerdigungen der Welt ausrichten!“

Ihr müsst wissen: Ich weiß nicht, was ein Beerdigungsinstitut ist, aber ich helfe Ester beim Graben – so ein tiefes Loch, toll!

Und wisst Ihr was? Beim Graben fällt mir ein Gedicht ein, ein schönes, trauriges Gedicht (ich dichte nämlich gerne), und Putte, mein kleiner Bruder, heult mal wieder, und das ist insgesamt herrlich!

„Zack!“, sagt Ester schließlich, „fertig ist die erste beste Beerdigung der Welt!“ und greift zum Telefon …

Nach dem Buch
„Die besten Beerdigungen der Welt“ von Ulf Nilsson und Eva Eriksson.

Spielfassung und Lieder: Herbert Fischer 

Es spielen
Robby Langer (Bass) · Herbert Fischer (Ukulele) · Max Goeltz (Schlagwerk)